11.06. – 22.06. Luis Höfer zum 90. Geburtstag - Rohrfederzeichnungen, Aquarelle |
Die Galerie Nothburga lädt ein zur Aussstellung LUIS HÖFER – NEUNZIG „Die Stadt und die Anderen“ Rohrfederzeichnungen – Aquarelle
VERNISSAGE: Dienstag, 11.06. 2013 19 Uhr ERÖFFNUNG: Bürgermeisterin Mag. Christine Oppitz-Plörer EINFÜHRUNG in die Ausstellung durch den Künstler KURATORIN: Johanna Bair DAUER DER AUSSTELLUNG: 12.06. – 22.06.2013 DI – FR: 16 – 19 UHR SA: 11 – 13 Uhr Der Künstler Luis Höfer ist an allen Ausstellungstagen anwesend
Luis Höfer Geboren 1923 in Innsbruck Nach Absolvierung der Gewerbeschule in Innsbruck Studium an der Akademie für angewandte Kunst in München. Unterbrechung des Studiums wegen Kriegsdienst bis 1945. Von 1947 - 1952 Akademie für Angewandte Kunst in Wien. Besonderes Interesse: Wandmalereien und Naturstudien, Landschaft und Blumen. Nach Abschluss des Studiums Ausführung verschiedener künstlerischer Aufträge für Wandmalereien und Tafelbilder. Von 1952 bis zum Übertritt in den Ruhestand im Jahr 1984 hauptsächlich als Restaurator für das Landesdenkmalamt tätig, besonders Restaurierung von profanen und kirchlichen Wandmalereien. Zu den „Anderen“ schreibt der Künstler: „Am Nachhauseweg von Besorgungen in der Innsbrucker Innenstadt sprangen mich im Jahr 2009 immer wieder besonders stark die unfassbaren, Mitleid heischenden, oft skurrilen, auch theatralischen Erscheinungsbilder dieser „Anderen“ an. Damit diese Eindrücke nicht erloschen, musste ich sie daheim sofort auf irgendwelchen Zetteln als Skizzen festhalten. Erst einige Zeit später drängte es mich, diese circa 70 Skizzen zu verarbeiten, wobei ich mich, zwischen Aquarell, Rohrfeder oder Linolschnitt schwankend, letztlich für die Rohrfedertechnik entschied. Mein Bestreben war stets, nur das Gesehene, Erlebte aufzuzeigen, die erlebten Eindrücke weiterzugeben, ohne dabei politische oder sozialkritische Aussagen zu machen.“ Die Anderen von damals Literarische Bilder von Luis Höfer Andere, irgendwie besonders auffallende Leute, beeindruckten mich schon in meiner Kinderzeit vor 80 Jahren. Mir fielen damals besonders jene auf, die in der damaligen Notzeit, im Alkohol Trost suchend, durch die Mariahilfstraße torkelten und bettelnd, nicht selten auch unangenehm bedrohlich, sittsame Bürger belästigten. Die „anderen Anderen“, weil etwas Besonderes, waren die Handwerker, die ihre Arbeiten vorwiegend öffentlich, im allgemeinen Straßenleben, verrichteten. Die Anderen : Damals sorgte ein etwa 25-jähriger Bursche für Aufsehen. Bei entsprechend hohem Alkoholspiegel fiel er nämlich immer wieder, steif wie ein Holzklotz, nach vorne auf sein Gesicht. Seine Nase bekam dadurch ein gurkenähnliches Aussehen und färbte sich bleibend violett-blau. Wir nannten ihn deshalb die „Schnapsnas´n. Ein Innsbrucker stadtbekanntes Unikum war damals der Staudengustl. Vom Geist in der Flasche angeregt sprang er hie und da laut singend und jodelnd durch Mariahilf. Manchmal legte er sogar seine kleine alte Zither auf den naturverformten Filzhut auf seinem Kopf und zupfte so ein paar lustige Liedln herunter. In einer der Spelunken kam es manchmal zu wilden Raufereien. Dann kamen zwei Polizisten mit ihren Pickelhauben auf dem Kopf und langen blinkenden Säbeln an ihrer linken Seite und stellten die Ordnung wieder her. Von Zeit zu Zeit führte ein rothaariger Revolutionär, eine schwarze Augenbinde schräg im Gesicht und mit einem zahnlückigen Mund, eine kampferprobte Mannschaft aus dem Kirschental hinunter in die „Koatlackn“, um beim Turnusvereinshaus Komunisten zu verprügeln und verprügelt zu werden. Zigeuner campierten von Zeit zu Zeit mit ihren mageren Gäulen und den geheimnsivollen Plachenwägen bei der Sandbank am Inn.Auch ungern gesehene Karner zogen hie und da hausierend durch Mariahilf. Als eine Spezies für sich, aber trotzdem ein Teil der Gemeinschaft, gehörten diese „Anderen“ ebenfalls zum allgemeinen Straßenleben von Mariahilf. Wie auch die verschiedenen „anderen Anderen“, die Handwerker, die mit ihrer Arbeit in aller Öffentlichkeit das Straßenbild stark belebten. Die „anderen Anderen“: Da beschlug der Hufschmied am Straßenrand die arg geschundenen Fuhrwerksrösser mit neuen Hufeisen. Die Fassbinder rollten die großen Holzfässer rumpelnd zur Fertigstellung zur Sandbank am Inn. Ein Herkules-Bursche führte häufig drei riesige prächtige, aber wilde Noriker-Pferde vom Kirschental herab zur Tränke zum Mariahilfer Brunnen. Straßenarbeiter mit umgebundenen blauen Schürzen füllten die ausgefahrenen Löcher der damaligen Mariahilfer Schotterstraße auf. Ein kleiner gehbehinderter Arbeiter schaufelte täglich Unmengen von Rossmist von der Straße weg in seinen zweirädrigen Handkarren. Von oben bis unten nur schwarz stach der Kaminkehrer im sonst recht bunten Straßenbild auffallend heraus. Total mehlweiß eingestaubt trug der Bäcker immer wieder ein langes Brett voller Brotlaibe und Semmeln auf der Schulter zu den Regalen im Brotladen. Angetan mit einer blutbespritzten Schürze wetzte der Metzger hinter dem Ladenbudel sein großes Fleischermesser In der Nähe vom Mariahilfer Brunnen stand öfters ein Messer-und Scherenschleifer und schärfte die Schneidegeräte der umliegenden Haushalte. Regelmäßig im Spätsommer zogen zwei üppige Lavendel-Weiber aus dem Burgenland durch Mariahilf und priesen singend ihre duftenden Lavendel-Strräußchen an: „A Büscherl Lavendel 20 Groschen!“ Das sind nur wenige von den vielen „anderen Andern“, die damals das gesamte Straßenbild mitformten. Auch die noblere Alltstadt-Gesellschaft war etwas Anderes. Sonntag für Sonntag schlenderten sie damals am Vormittag nach dem festlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St.Jakob zum nahe gelegenen Hofgarten, um dort, dem äußeren Hofgartenweg entlang, in geschlossener Prozession, unterhalten von der Musik aus dem Pavillon, plaudernd und Spazierstock schwingend Mode zu zeigen, gesehen zu werden und zu sehen. Es war der Stadttreff.
All diese „Anderen“ und „anderen Anderen“ waren damals im Straßenbild und im Leben integriert. Heute kauern oder lehnen die „Anderen“ distanziert, von der Gemeinschaft abgespalten, Mitleid heischend, wie ausgesiebt, am Gehweg-Rand der Geschäftsstraße. Sind plötzlich da und ebenso schnell wieder verschwunden. Während die „anderen Anderen“, die Handwerker, von niemandem mehr gesehen, in irgendwo liegenden Werkstätten arbeiten. Da und dort steht oder sitzt doch noch ein Straßenmusikant, fiedelt etwas auf seiner Geige oder drückt und zieht aus seiner Harmonika irgendwelche Schlagerlieder, was aber vom lauten Verkehrslärm überfahren wird. Was bleibt sind Erinnerungsbilder.
Innsbruck, im Juni 2013 anlässlich der Ausstellung in der Galerie Nothburga „Die Stadt und die Anderen“
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